Fake-ID - ein fragwürdiger Weg zum Clubbing

Von Caspar Huber, Alina Luginbühl, Sophie Robert-Charrue & Linus Schreiber  / Freies Gymnasium Zürich / Februar 2023

Seit der Mensch existiert, versucht er seine Identität zu fälschen. Sei es, um sein Alter, seinen Namen oder seine Herkunft zu verschleiern. Man versucht ein anderes Bild von sich selbst zu kreieren und die Aussenwelt daran glauben zu lassen. Du bist also zu jung, um in den Club oder in die Bar zu gehen? Da bietet sich doch eine Fälschung des Ausweises an. Immer mehr Teenager greifen auf diese Lösung zurück, aber mit den Konsequenzen sind sie nicht vertraut.

Zürcher Nachtszene im Niederdorf: In der Clubszene sind Ausweiskontrollen üblich. (Bild: NZZ)

Eine Fake-ID ist ein gefälschter Ausweis, auf dem man sein Alter beliebig anpassen kann. Mit diesem ist es möglich, in verschiedene Clubs oder Bars reinzukommen und Spirituosen zu konsumieren. Der Nutzen einer Fake-ID ist mittlerweile weit verbreitet. Es gibt zwei Arten der Fälschung: Bei der visuellen Version geht es darum, den Ausweis per Foto auf dem Smartphone vorzuweisen. Bei der physischen wird die eigentliche Identitätskarte gefälscht. Das ist die wesentlich kompliziertere Aufgabe, für die man auf die Hilfe einer fachkundigen Person angewiesen ist. Über Freunde oder allgemein Bekannte gerät man an diese Kontakte.

Für nichtsahnende Teenager scheint dies eine plausible Lösung zu sein, doch kann diese harten Konsequenzen haben! Der Kauf sowie der Besitz gelten als legal, jedoch nur für den privaten Gebrauch. Ein Beispiel dafür ist, eine gefälschte Identität für einen Partygag, ein Geschenk oder gar für einen Filmdreh zu verwenden. Die Herstellung, genauso wie das Nutzen ausserhalb des privaten Umfelds, ist aber illegal. Dieser Umstand wird einer Urkundenfälschung zugeordnet, es handelt sich also um eine Straftat. Täter können mit bis zu 5 Jahren Freiheitsstrafe oder mit einer Geldstrafe geahndet werden.

Bei Fällen, in denen die betroffenen Personen minderjährig sind, wird der Fall, falls keine Vorstrafen vorhanden, nicht vor Gericht ausgetragen. In den meisten Fällen müssen jedoch Sozialstunden abgearbeitet werden. Beim blossen Ausleihen einer ID sieht der Straftatbestand anders aus. Hier handelt es sich um Missbrauch von Ausweispapieren. Sowohl der Nutzer als auch der Besitzer machen sich hiermit strafbar.

Ein Massenphänomen oder Gebrauch in Einzelfällen

Nun bleibt aber die Frage offen, wie verbreitet der Besitz einer echten, physischen Fake-ID ist. Dazu haben wir 100 Jugendliche im Alter von 14 und 19 schriftlich befragt. Überraschenderweise geht daraus klar hervor, dass nur eine kleine Minderheit der Jugendlichen eine physische Fake-ID in Dokumentenform besitzt. Dies bestätigt auch ein Telefoninterview mit dem Pressesprecher der Bar- und-Club-Kommission Zürich: Alexander Bücheli meint, dass die Anzahl der ID-Fälschungen in den letzten Jahren sogar abgenommen habe. Identitätsfälschungen seien in den Jahren 2002 bis 2004 viel üblicher und populärer gewesen.

Jugendliche mit einer physisch gefälschten ID behaupten jedoch, es sei relativ einfach, an diese zu gelangen, falls man die richtigen Leute kenne. Ein Knackpunkt ist der Preis eines gefälschten Dokuments: Eine gutgemachte Fake-ID kostet in der Regel zwischen 100 und 150 CHF. Bei der Frage, ob die Jugendlichen bereits erwischt wurden beim aktiven Gebrauch einer solchen ID, antwortet die Mehrheit, dass sie nicht aufgefallen und somit ohne Konsequenzen davongekommen sei. Diese Aussage steht in grosser Diskrepanz zur Aussage von Bücheli, jedoch auch der Clubmanagerin des “Kaufleuten”, Isabelle Inäbnit.

Eine Sache wird klar ersichtlich: Die Polizei kommt sofort ins Spiel und eine Fake-ID kann zu schlimmen Konsequenzen führen. „Es ist nicht, wie wenn man einen Joint raucht oder etwas klaut“, meint Bücheli. Ein Hausverbot und die Einschaltung der Polizei sei garantiert, so auch Inäbnit.

Häufig würden Fake-IDs bei Ü16 und sogar Ü18 Partys verwendet, meint die Clubmanagerin des Kaufleuten. Oftmals geht es dabei aber auch um eine ID-Weitergabe. Der Verband der Bar-und-Club- Kommission empfiehlt deshalb allen Mitgliedern, bei einer aufgedeckten Fake-ID sofort die Polizei zurufen. „Wir sind nett und bestimmt“, antwortet Inäbnit vom “Kaufleuten”, auf die Frage, wie ihr Betrieb in einem Fall einer Identitätsfälschung mit den Jugendlichen umgehe. Laut Alexander Bücheli wird die ID bei Jüngeren viel häufiger kontrolliert als bei Älteren. Das sieht auch Inäbnit so.

Wesentlich einfacher und somit auch beliebter ist die Methode, eine ID auf einem elektronischen Gerät zu installieren. Dafür kann man einerseits Photoshop oder sogar das soziale Medium Snapchat benutzen. Man kann das Bild einfügen, bearbeiten und die Jahreszahlen ändern. Jedoch sind bei dieser Methode nur die vorhandenen Zahlen im Geburtsdatum verwendbar. Eine weitere Methode ist die App Procreate, die auf einem ähnlichen Prinzip wie die visuelle Methode beruht. Wer in den “Kaufleuten”-Club gelangen will, ohne das dafür nötige Alter erreicht zu haben, dem hilft eine solche Methode nicht weiter: Beim Eingang wird ein physischer Ausweis verlangt, wie bei vielen anderen Clubs oder Bars auch. „Wir machen keine Ausnahmen“, so Inäbnit.

Sowieso hat es einen Grund, wieso Klubs und Bars bei ihren Gästen auf einem Mindestalter bestehen. Eine Identitätsfälschung birgt ihre Risiken und zieht allenfalls einschneidende Konsequenzen mit sich. Bist du bereit für dieses Risiko?

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