Wer hat Angst vor ChatGPT? 

Von Elena Eicher, Alona Palashchyna, Serafima Haas, Theresa Kubik & Greta Karsupke  / Freies Gymnasium Zürich / Februar 2023


Das neueste Produkt aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz wirbelt so richtig Staub auf. Die Begeisterung hält sich bei einigen Usern aber in Grenzen.

Bild: Dall-E 

Hätte man vor drei Monaten den Begriff ChatGPT in eine Runde geworfen, wäre dieser niemandem bekannt gewesen. Heute ist er in aller Munde: ChatGPT, ein Programm, das in kürzester Zeit an Popularität gewonnen hat. Innerhalb der ersten fünf Tage nach seiner Veröffentlichung im November 2022 erreichte das Programm eine Millionen Nutzer. Ganz besonders begeistert sind die Schüler und Schülerinnen: Das Programm schreibt Aufsätze, fasst Prüfungsstoff zusammen, sogar die Physik-Hausaufgaben löst es. Haben wir uns so einen stillen Helfer nicht schon immer gewünscht? Nicht nur Schüler sind fasziniert. Auch die Lehrer müssen sich doch etwas verlegen eingestehen, dass sie ab und zu auch schon zu Chat-GPT gegriffen haben. Verdummen wir nun in unseren Schulbänken – und die Lehrer gleich dazu?

ChatGPT im Schulalltag

Eine andere technische Erfindung liefert einen perfekten Vergleich für die Lage, in der wir uns momentan befinden: Vor ungefähr 40 Jahren wurde der Taschenrechner, der damals noch für alle neu war, verteufelt. Es war den Schülerinnen und Schülern verboten, diesen als Hilfe zu nutzen. Heute sieht das aber ganz anders aus. In jeder Mathematikstunde ist der Taschenrechner essentiell. Sollte man also nicht aus den Erfahrungen lernen und auch ChatGPT schon von Anfang an erlauben? Diese Diskussion ist auch am Freien Gymnasium Zürich hoch aktuell, wie Christoph Wittmer, der Rektor der Schule, berichtet. Er ist ebenfalls der Meinung, dass Verbieten keine Lösung ist. Doch wie sollte man damit umgehen, dass die Schüler und Schülerinnen trotzdem lernen?

Philippe Wampfler, Lehrer, Fachdidaktiker und Kulturwissenschaftler, ist der Meinung, dass die Schüler und Schülerinnen bei einem richtigen Einsatz des Programms davon profitieren werden. Man könnte ChatGPT als “Lernpartner” benutzen, der einem Fragen beantwortet, Texte zusammenfasst oder sogar Hausaufgaben korrigiert. „Dies könnte die Bildung unglaublich verbessern und auch demokratisieren”, sagt er voraus. Wie bei Mathematikaufgaben mit dem Taschenrechner ist es aber auf jeden Fall wichtig, dass nicht nur die Lösung, sondern auch der Weg dazu festgehalten wird: Das verlangt von einem, dass man kritisch denkt und eigene Kreativität aufwendet. Dafür wird man so aber viel mehr aufs Leben vorbereitet als mit blossem Auswendiglernen.

In den USA wurden die Daten des ChatGPT bereits abgesichert, in der Schweiz ist der Datenschutz jedoch noch nicht gewährleistet. Solche Rechtsgrundlagen sind nötig, damit das Programm zulässig ist. Rektor Christoph Wittmer sagt im Gespräch mit uns, dass er den ChatGPT auch im Freien Gymnasium Zürich erlauben werde, sobald diese Rechtsgrundlagen vorhanden sind. Laut ihm sollte der Diskurs über das Wissen im Zentrum stehen, und nicht die Wissensvermittlung. Er ist der Meinung, dass die Schülerschaft sich zuerst das Wissen selbst aneignet, auch mit Hilfe von ChatGPT, und man dann dieses angeeignete Wissen diskutiert. Dies gäbe dann auch den Schülern und Schülerinnen ein besseres Verständnis.

Soll ChatGPT in den Schulen verwendet werden,
und welche Massnahmen sind nötig, wenn dies erlaubt wird?

Christoph Wittmer 

ChatGPT ermöglicht es Schülern und Schülerinnen, ihre Arbeitszeit extrem zu verringern oder gewissen Arbeiten sogar komplett aus dem Weg zu gehen. Ein Verbot des Programms ist nicht der richtige Weg, damit umzugehen. Dementsprechend hat auch Christoph Wittmer noch keine konkreten Massnahmen ergriffen, um die Nutzung einzuschränken.

Schulen müssen sich überlegen, in welchen Fällen die Nutzung der Künstlichen Intelligenz für die Schülerschaft Vorteile hat und wann es die Schüler und Schülerinnen beim Lernen hindert.

Philippe Wampfler

Auch Philippe Wampfler ist der Meinung, dass das Verwenden einer Künstlichen Intelligenz in bestimmten Fällen Sinn ergibt. Im Wesentlichen gibt es für ihn zwei Arten, wie man damit im Unterricht umgehen kann. Einerseits kann das Programm in den Unterricht und in Aufgaben integriert werden. Denn obwohl ChatGPT viele Aufgaben für einen lösen kann, muss man die Inhalte kritisch hinterfragen und Quellen, die das Geschriebene bestätigen, ausfindig machen. Damit man Texte, die durch den Chatbot geschrieben werden, verwenden kann, muss man die Technologie dahinter verstehen. Nur so kann man beurteilen, ob das Geschriebene wahr oder falsch, gut oder schlecht ist, denn das Programm kann das Geschriebene nicht verstehen, sondern nur reproduzieren.

Durch das Verifizieren wird der Weg zum Ziel umso wichtiger, und dieser kann auch von den Lehrern betreut werden. Wenn es um größere schulische Arbeiten geht, wie zum Beispiel die Maturaarbeit, ist es deshalb bedeutend, dass der Prozess zum Endprodukt gut betreut wird.

Zusätzlich kann man die KI integrieren, indem man angibt, dass man ChatGPT zur Hilfe genommen hat. Jedoch sagt der Fachmann, der zuständig ist für die IT am Freien Gymnasium, Christophe Sahli, dass man ChatGPT nicht als alleinige Quelle angegeben sollte.

Andererseits können Aufgabenstellungen so verändert werden, dass die KI keine plausible Antwort geben kann und die SchülerInnen gezwungen sind, selbst zu schreiben und zu denken. Wenn in der Aufgabe zum Beispiel verlangt wird, dass die Schülerinnen und Schüler einen persönlichen Bezug zu einem Thema herstellen sollen oder über sich selbst schreiben müssen, fehlt ChatGPT die nötige Information. So kann das Problem zumindest teilweise effektiv umgangen werden.


Entwicklung von ChatGPT 

Der Weg zur Schaffung des Programms ChatGPT war lang und aufregend. Die Organisation OpenAI, die hinter ChatGPT steht, wurde im Jahr 2015 in San Francisco gegründet, unter anderem auch von Elon Musk. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, fortschrittliche Technologien in Bereichen wie künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen zu erforschen und zu entwickeln. 

Der eigentliche Prozess zur Entwicklung des Programms begann im Jahr 2019 mit der Veröffentlichung der ersten Version von ChatGPT, was für Generative Pre-Trained Transformer steht. Weitere Versionen wie GPT-1 und GPT-2 wurden in kommenden Jahren von OpenAI erarbeitet. Diese Modelle waren wichtige Meilensteine in der Entwicklung von Language Models und haben die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen in der Spracherkennung und Sprachverarbeitung erweitert und den Weg für die neueste Variante bereitet. Eines ist sicher: Der Weg zur Entwicklung unglaublicher Chatbots wie dem ChatGPT ist noch lange nicht zu Ende. 


Entwicklung von ChatGPT 

Der Weg zur Schaffung des Programms ChatGPT war lang und aufregend. Die Organisation OpenAI, die hinter ChatGPT steht, wurde im Jahr 2015 in San Francisco gegründet, unter anderem auch von Elon Musk. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, fortschrittliche Technologien in Bereichen wie künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen zu erforschen und zu entwickeln. 

Der eigentliche Prozess zur Entwicklung des Programms begann im Jahr 2019 mit der Veröffentlichung der ersten Version von ChatGPT, was für Generative Pre-Trained Transformer steht. Weitere Versionen wie GPT-1 und GPT-2 wurden in kommenden Jahren von OpenAI erarbeitet. Diese Modelle waren wichtige Meilensteine in der Entwicklung von Language Models und haben die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen in der Spracherkennung und Sprachverarbeitung erweitert und den Weg für die neueste Variante bereitet. Eines ist sicher: Der Weg zur Entwicklung unglaublicher Chatbots wie dem ChatGPT ist noch lange nicht zu Ende. 


Was denken die Schüler und Schülerinnen? 

Nach ausführlichen Gesprächen mit 20 Schülern des Freien Gymnasiums Zürich gab es differenzierte Meinungen, aber in einem waren sie sich sicher: Fast jeder von ihnen hat schon einmal ChatGPT gebraucht. Die Freude am Programm ist gross. Arbeiten, welche Schülerinnen und Schüler teils mehrere Stunden geplagt haben, können nun innerhalb weniger Minuten erledigt werden. Von Erklärungen schwieriger Begriffe bis hin zu ganzen Aufsätzen sparen sie mit Hilfe von ChatGPT sehr viel Zeit. 

Ob das Programm nun aber auch im Schulalltag eingeführt werden soll, sorgt unter den Schülern für Diskussionen. Zwar ist sich eine Mehrheit einig, dass es den Schulalltag um einiges vereinfachen würde. Denn mühsame Arbeiten können ohne grosse Mühen vollbracht werden. Auch im Blick auf die Zukunft sieht ein Grossteil der Schülerschaft vor allem positive Auswirkungen. Sie argumentieren damit, dass es keinen Sinn und Zweck habe, fortgeschrittene Künstliche Intelligenz zu vermeiden, da dies kontraproduktiv wäre. Je stärker man etwas verbieten würde, desto größer würde das Verlangen danach werden. 

Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Schüler, die Zweifel an der allgemeinen Einführung von ChatGPT im Schulalltag haben. Laut ihnen würde damit die Schule ihre Bedeutung verlieren. Die zu grosse Verführung könnte Faulheit zur Folge haben, die im späteren Leben nicht sehr hilfreich wäre. 

Trotz der unterschiedlichen Meinungen sind die Schüler gespannt, wie die Schule damit umgehen wird. Eines ist jedoch klar: Weder Angst noch Sorge sind angebracht. So sieht es auch Rektor Wittmer: Seiner Einschätzung nach „sollten wir uns nicht vor der Entwicklung der KI fürchten, denn genau wie das Programm ChatGPT seid ihr Schüler die Zukunft“. 

Zurück
Zurück

Wo essen die Schüler im Seefeld?

Weiter
Weiter

OpenAI - my oh my!