Ist es gut, wenn es eine dritte Toilette gibt?

3. Sekundarklasse aus Uster ZH / Oktober 2024 / In der Sonntagszeitung publiziert am 16.10.2024

«Ich habe zu wenig Zeit, um eine Frauentoilette aufzusuchen, bin jedoch eine Frau und fühle mich auch so. Die Zeit reicht nur um auf das genderneutrale WC zu gehen. Darf ich das?»

Ursprünglich kommt die Idee für genderneutrale Toiletten aus Skandinavien. In Australien, Neuseeland und in einigen US-Staaten sind sie allerdings auch schon recht weit verbreitet. Die Schweiz ist mittlerweile ebenfalls daran, dies umzusetzen. Im Kanton Luzern ist seit 2022 obligatorisch, in Neubauten Unisex Toiletten und Garderoben zu bauen. In Bern müssen grosse Gastronomien seit 2022 nicht mehr getrennte WCs anbieten, sondern dürfen auch nur ein WC für alle machen. Im Kanton Zürich soll in Zukunft ein Drittel der Toiletten in Schulhäusern genderneutral sein.

In einigen Schulhäusern funktioniert dies schon recht gut. Christine Schüpbach von der Kantonsschule Zürcher Oberland in Wetzikon und Brigitte Wayandt vom Careum Bildungszentrum Zürich haben sich bereit erklärt, uns zwei Beispiele näher zu erläutern. 

Die Idee kam meist von den Schülern oder Mitarbeitenden und wurde in einen Ideentreffpunkt zu Wort gebracht. Etwa zum gleichen Zeitpunkt teilte die Stadt Zürich ihre Ziele mit, dass sie einen Drittel der Toiletten in Schulhäusern genderneutral machen wollen. Obwohl es zum Teil sogar einen Neubau geben sollte, war die Planung allerdings zu weit fortgeschritten, um die genderneutralen WCs noch einzubringen. Um dies aber trotzdem möglich zu machen wurden normale Frauen-, Männer- oder Rollstuhlgerechte WCs umbenannt zu «All-Gender-WCs»

Die Toiletten werden von allen Personen genutzt, da es ein geschlossener, privater Raum ist. Dies hat den Vorteil, dass die betroffenen Personen sich nicht direkt outen müssen. Es bringt die Leute zum Nachdenken, was positiv wie auch negativ wahrgenommen werden kann, da es die Jugendlichen verwirren könnte. Ein weiterer Nachteil ist, dass die WCs manchmal auch als «Pausenräume» oder «Gaming rooms» verwendet werden. 

Was sagen die Leute auf der Strasse?

Aber was hält die Bevölkerung von diesem Thema? Dies haben wir in einer Strassenumfrage in Zürich versucht herauszufinden und festgestellt, dass es sehr viele verschiedene Meinungen gibt. Für viele war es kein grosses Thema, solange es neben den bestehenden Toiletten für Frauen und Männer ein zusätzliches, genderneutrales WC gibt.

Sie sind der Meinung, dass es in Ordnung sei, wenn sich dadurch Personen, die davon betroffen sind, weniger diskriminiert fühlen. Viele sehen darin auch einen wichtigen Schritt in Richtung Gleichberechtigung für alle Menschen. Allerdings äusserten einige auch Bedenken, dass Schüler/innen aufgrund solcher Toiletten möglicherweise Ziel von Mobbing werden könnte, da viele Jugendliche nicht wissen, wie sie mit dem Thema umgehen sollen.

Ein weiteres Argument gegen gemeinsame Toiletten für alle Geschlechter in einem Raum mit mehreren Kabinen war die Angst vor Missbrauch, vor allem gegenüber den Frauen. «Die Toiletten sollten ein sicherer Ort sein», so ein Zürcher Passant. Viele finden es auch unnötig und Geldverschwendung. Die meisten Befragten sprechen an, dass genderneutrale Toiletten nur dann eingeführt werden sollten, wenn es sich um abschliessbare Einzelkabinen handelt, die genügend Privatsphäre und Sicherheit bieten.

Anders als in Schulhäusern die genderneutralen Toiletten, gibt es in Clubs neu «Flinta» -Toiletten. «Flinta» bedeutet so viel wie: Frauen, Lesben, inter*, trans* und nicht-binäre* Personen. Flinta-Toiletten sind Toiletten für alle Geschlechter ausser Männern. Das dient der Sicherheit der Frauen, aber zugleich auch dem Wohlbefinden der Intersexuellen und Transgender.

Unsere Meinung zum Thema

Durch unsere Recherchen und Interviews konnten auch wir uns unsere eigene Meinung zum Thema genderneutrale Toiletten bilden. Wir sind dafür, solche Toiletten an Schulen einzuführen, sofern die Frauen- und Männer-Toiletten weiterhin bestehen bleiben. Ein grosser Teil der Frauen fühlt sich unwohl, wenn sie sich mit Männern die gleichen Toiletten teilen müssen. Wir möchten, dass sich alle möglichst wohl fühlen, weshalb wir es gut fänden, dass zusätzlich zu den Frauen- und Männer- Toiletten eine dritte Tür dazukäme, in der sich alle Geschlechter willkommen fühlen und die Frauen trotzdem ihren Save Space behalten können. Uns ist ausserdem wichtig, dass die genderneutralen Toiletten Einzelräume sind oder die Kabinen komplett geschlossen werden können, sodass zwischen der Tür und dem Boden kein Abstand besteht. Sofern Männer-Toiletten zu genderneutralen Toiletten umfunktioniert werden, wären wir ausserdem froh, wenn man auf der Beschilderung erkennen kann, dass sich darin Pissoirs befinden, sodass man sich darauf vorbereiten kann. *

 
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